Warum Kanalreingung ?

Die Reinigung von Kanalisationen ist ein wesentlicher Bestandteil der Wartung. Sie wird zur Beseitigung von Ablagerungen und als vorbereitende Massnahme für die Kanalinspektion eingesetzt. Wir beschränken uns in den nachfolgenden kurzen Ausführungen auf das Hochdruckspülverfahren. Vor jeder Inspektion müssen die Kanalhaltungen 24 – 48 Stunden vorher einwandfrei, dem Objekt entsprechend gespült werden. Dieser Zeitvorsprung ist notwendig, damit der abgetrocknete Kanalzustand einwandfrei aufgenommen werden kann. Undichtheiten oder Haarrisse sind bei zementösen Rohrmaterial im Feuchtzustand nicht erkennbar. Die Koordination mit dem Spülwagen hat sicherzustellen, dass der Vorsprung eingehalten werden kann.

Hochdruckspülverfahren
Aus einem Düsenkopf tritt Wasser mit hoher Geschwindigkeit aus. Die nach rückwärts austretenden Wasserstrahlen drücken den Schlauch und den Düsenkopf in der Haltung gegen die Fliessrichtung vorwärts und lockern dabei gleichzeitig die Ablagerungen auf. Nach Ankunft des Düsenkopfes im nächsten Schacht, wird dieser mit dem Schlauch langsam zurückgezogen.

 

Kanalreinigung 1
Funktionsweise eines
Hochdruckspülfahrzeuges.
  KI02
Spüldüse mit nach hinten gerichteten Wasserstrahlen.



Die Art des Düsenkopfes, der Austrittswinkel der Wasserstrahlen und insbesondere der Wasser-Volumenstrom als Tranportmedium haben entscheidenden Einfluss auf die Reinigungswirkung. Das zur Reinigung erforderliche Wasser wird dem Leitungsnetz entnommen. Verstopfungen können teilweise mit speziellen Düsenköpfen mit zusätzlich nach vorne gerichteten Düsen beseitigt werden.
Beim unsachgemässen Einsatz von Hochdruckspülverfahren können Rohrschäden in Form von Abplatzungen, Rissen oder Löchern, usw. in Rohrwandungen und Rohrauskleidungen auftreten. Besondere Gefahrenmomente ergeben sich aus dem Schlagen des Düsenkopfes, dem Aufwirbeln von Steinen sowie beim Verharren des arbeitenden Düsenkopfes an einer Stelle. Durch eine Reduzierung des Wasserdrucks lassen sich beispielsweise bei innensanierten Haltungen Schäden vermeiden.

Wie funktioniert eine Kamerauntersuchung ?

Die Zustandserfassung von Abwasserleitungen auf dem Grundstück durch Inspektion mit einer Kanalkamera, sofern die Leitung nur häusliches Abwasser ableitet.
Die Kamera wird dabei über einen Schacht auf dem Grundstück oder eine Revisionsöffnung im Gebäude in die Leitung eingesetzt. Je nach dem verwendeten technischen System wird sie dann an einem Glasfiberstab oder einem versteiften Kabel in die Leitungen eingeschoben oder sie ist in der Lage, die Leitungen mit einem eigenen Antrieb zu befahren. Meist werden aber in Grundstücksleitungen geschobene Kameras verwendet.

Eine interessante Ausnahme sind Kameraköpfe mit einem Hydraulikantrieb. Das sind gewissermaßen „Kanal-Spüldüsen mit Kameraauge“. Sie arbeiten sich nach dem Rückstoßprinzip durch die Leitung voran und können deutlich größere Reichweiten als geschobene Kameras erreichen. Diese Systeme bieten außerdem die Möglichkeit, die Leitungen im gleichen Arbeitsgang zu reinigen und zu inspizieren.

Ist auf dem Grundstück oder vom Gebäude her Gebäude kein Zugang zu den Leitungen gegeben (was an sich bereits ein unzulässiger Zustand ist), so kann eine Satelliten-Kamera vom öffentlichen Hauptkanal aus seitlich in die Liegenschaftsentwässerung einfahren. Auch hier gibt es mechanisch geschobene Systeme und solche mit Spülantrieb.

Die wichtigste technische Neuerung der letzten Jahre sind Mini-Kameraköpfe, die im Grundleitungsnetz in Seitenabzweige abbiegen können. Diese „navigierbaren Optiken“ ermöglichen es mittlerweile, ganze Netze bis in den hintersten Winkel und auch unter der Gebäude-Grundplatte zu begutachten. Damit schaffen sie die Voraussetzung dafür, dass geltende Inspektions- und Prüfvorschriften technisch tatsächlich vollzogen werden können.

 

KU03
Die Kameraoptiken liefern hoch auflösende Farbbilder aus der
Abwasserleitung und werden von einem mobilen Steuerpult mit Monitor
aus überwacht. Satellitenkameras werden von einem Einsatzfahrzeug
auf der Straße aus gesteuert.
 

Einsetzen einer TV-Satellitenkamera
in die öffentliche Kanalisation.
Von dort aus biegt der Kamerakopf
in die Hausanschlusskanäle ein.
     
 KU05
Moderne, ferngesteuerte Inspektionskamerasysteme
liefern gestochen scharfe Farbbilder
aus dem Untergrund.
   

 


Wie ist die Untersuchung zu dokumentieren ?

Eine Inspektion ohne Dokumentation der Ergebnisse ist wertlos. Die Dokumentation besteht in der Regel aus einer Videobandaufzeichnung oder einer Aufzeichnung digitalisierter Bilddaten auf CD oder DVD. Zu einer fachgerechten Inspektion gehört neben der Videoaufzeichnung auch eine fotografische Dokumentation der festgestellten Einzelschäden. Das Bildmaterial sollte gute Qualität haben, da es als Grundlage für die Ausarbeitung von Sanierungsvorschlägen dient. Außerdem sollte der Grundstückseigentümer einen Leitungsplan mit den lagegenau eingezeichneten und nach einschlägigen Standards bezeichneten Schäden bekommen.

 

Was tun, wenn Lagepläne fehlen ?

Vielfach existieren keine Planunterlagen zur Grundstücksentwässerung mehr und noch öfter stimmen vorhandene Planunterlagen nicht (mehr) mit der Wirklichkeit überein. Wo eine Erstbegehung des Grundstücks zeigt, dass Pläne unvollständig oder überholt sind, sollte im Zuge der Inspektion eine Einmessung und Kartierung von Grundleitungen und Schachtbauwerken erfolgen. Außerhalb des Gebäudes lassen sich Abwasserleitungen mit elektronischen Ortungssystemen verfolgen. Ortungssender sind in Kameraköpfe integriert und strahlen ein Signal aus, das an der Erdoberfläche mit einem Empfänger aufgenommen wird. Mit manchen Systemen lässt sich sogar der gesamte Verlauf des Kamerakabels von der Oberfläche her orten. Zu beachten ist dabei, dass der Aufwand für diese Vorarbeiten immens sein kann.
 

Ortung eines Messsignals, das von einem
Kamerakopf in der Grundleitung ausgesandt wird,
mit einem tragbaren Messgerät. So lässt sich in
vielen Fällen der Leitungsverlauf auf dem
Grundstück zuverlässig identifizieren.


Wie funktioniert eine Dichtheitsprüfung ?

Die Dichtheitsprüfung kann gemäß den geltenden technischen Vorschriften (SN EN 1610) und VSA-Richtlinie "Dichtheitsprüfung an Abwasseranlagen 2002" grundsätzlich mit Luft- oder Wasserdruck durchgeführt werden.

Auf dem Grundstück werden wegen der besseren Praktikabilität und aus Sicherheitsgründen mehrheitlich Wasserdichtheitsprüfungen durchgeführt. Dabei ist ein Prüfdruck von 0,5 bar (= 5 Meter Wassersäule!) auf den höchsten Punkt des Netzes aufzubringen. Dies ist einerseits im vorhandenen Baubestand mit verfahrenstechnischem Zusatzaufwand verbunden, der die Kosten erheblich in die Höhe treibt, zum anderen werden bei diesem Verfahren Prüfdrücke erzeugt, die im Betrieb der Leitung selbst theoretisch niemals entstehen können. Bei manchem Einfamilienhaus läge der Hochpunkt der Wassersäule deutlich über dem höchsten überhaupt vorhandenen Entwässerungsgegenstand im Hause!

Eine sinnvoller Weise durchzuführende Dichtheitsprüfung funktioniert also folgendermaßen:

Zuerst wird die Länge und die Nennweite der zu prüfenden Leitung bzw. des zu prüfenden Netzabschnitts ermittelt. Dann errechnet man aus diesen Daten die von Wasser benetzte Rohrinnenfläche. Aus der Rohrinnenfläche als Bezugswert ergibt sich nach einer festgelegten Berechnungsformel, wie viel Wasser bei der Dichtheitsprüfung in einem vorgegebenen Zeitraum aus der Leitung verloren gehen darf. Wenn der zulässige Wasserverlust überschritten wird, gilt das Rohr als undicht. Prüfhöhe ist 50 Zentimeter über dem höchsten Scheitelpunkt der Leitung. Im Regelfalle entspricht dies der Oberkante des höchsten Bodeneinlaufs im Gebäude.

Das technische Vorgehen bei der Wasserdichtheitsprüfung unterscheidet sich je nach dem, ob ein einzelner Leitungsabschnitt oder ein vollständiges Netz zu prüfen ist.

Soll ein Grundleitungssystem im Ganzen auf Dichtheit geprüft werden, verschließt man das Netz an seinem tiefsten Punkt druckdicht mit einer pneumatischen Rohrblase und füllt es vom tiefstliegenden Einlauf aus mit Wasser auf. Gibt es Bodeneinläufe auf unterschiedlichem Höhenniveau, so müssen die tiefer liegenden gegebenenfalls mit einer Blase verschlossen werden. Sobald der Wasserspiegel am höchsten Punkt des Netzes (in der Regel einem Bodeneinlauf) stabil steht, beginnt der 15minütige Prüfzeitraum. Ein sinkender Wasserspiegel wird durch Wasserzugabe laufend ausgeglichen, wobei die nachgefüllte Wassermenge exakt gemessen wird. Aus diesem Messwert ergibt sich das Prüfergebnis, das in einem Prüfprotokoll festgehalten wird. Wird der erlaubte Wasserzugabewert im Prüfzeitraum überschritten, gilt die Prüfung als nicht bestanden. Das gleiche gilt, wenn sich von vorne herein kein stabiler Wasserstand im System erzeugen lässt. Dann ist von erheblicher Undichtigkeit des Systems auszugehen und dieser Befund entsprechend fest zu halten.

Einzelne Leitungsabschnitte in einem Rohr werden in gleicher Weise geprüft, indem man den zu prüfenden Abschnitt beidseitig mit Rohrblasen verschließt. Über eine Schleuse in der tiefer liegenden Blase und einen angeschlossenen Schlauch wird das System mit Wasser gefüllt, das die Luft aus der Leitung verdrängt; der Wasserstand wird hierbei im Schlauch kontrolliert.

Nach dem gleichen Prinzip erfolgt die Prüfung von Schächten aller Art: Erst wird aus Größe und Geometrie des Schachts eine zulässige Wasserverlustmenge errechnet, dann werden die Zu- und Abläufe verschlossen und schließlich zeigt eine 15minütige Füllstandsprüfung, wie viel Wasser das Bauwerk verliert.

Die beschriebene Verfahrensweise lässt erkennen, wie wichtig es ist, die Innenflächen von Leitungen und Schächten im Vorfeld der Prüfung exakt zu ermitteln. Das wiederum ist ohne genaue Plandaten zu Lage, Länge und Nennweiten der Schächte und Rohre nicht möglich, so dass eine präzise Bestanderfassung mit Erstellung eines Bestandsplans eine unabdingbare Prüfvoraussetzung ist. Nicht behebbare messtechnische Ungenauigkeiten sollten sich in der Beurteilung des Prüfergebnisses durch den Prüfer niederschlagen.

Praktische Probleme ergeben sich häufig aus der Verzweigung von Leitungssystemen, insbesondere wenn die Abzweige unzugänglich unter der Grundplatte des Gebäudes liegen. Hier ließen sich bislang nur summarisch ganze Netze prüfen, nicht jedoch einzelne Leitungsabschnitte. Damit ließen sich Schäden zwar grundsätzlich messen, aber räumlich nicht präzise lokalisieren. Für die spätere Wahl des geeigneten und wirtschaftlichsten Sanierungsverfahrens sind genaue Aussagen über das „Wo und Wie“ der Schäden jedoch sehr wichtig. Seit 2003 sind aber abbiegefähige Prüf- und Inspektionssysteme verfügbar, die auch dieses Problem lösen.

 



 

 


     

Einbau der Dichtheitsprüfeinrichtung über den Revisionsschacht.
Vorn eine Absperrblase zum Verschließen der Grundleitung,
m Hintergrund ein Anhänger mit Druckluft-Kompressor,
Schlauchhaspel und Messtechnik.

 


Montierte Prüfblase
mit Befüllschlauch.



Wann Kamera-Untersuchung, wann Dichtheitsprüfung ?

Die Zustandserfassung hat flächendeckend durch eine optische Inspektion (z.B. Kanalfernsehanlage) zu erfolgen. Verfahrensbedingt lässt aber eine optische Inspektion keine eindeutige Aussage zur Dichtheit zu! Ist eine optische Inspektion nicht durchführbar oder wird sie als nicht ausreichend angesehen, ist eine Dichtheitsprüfung nach DIN EN 1610 und VSA-Richtlinie "Dichtheitsprüfung an Abwasseranlagen 2002" mit Wasser oder Luft durchzuführen. Interpretationsbedürftig ist im Einzelfall natürlich die Formulierung "wird eine optische Untersuchung als nicht ausreichend angesehen...". Sie setzt die Expertise des optischen Befundes durch einen qualifizierten Ingenieur oder die zuständige Behörde voraus (und nicht etwa durch den Operator des TV-Fahrzeugs oder gar durch den Grundstücksbesitzer selbst!) Das ist umso wichtiger, als man weiß, dass optisch intakte Leitungen zu einem erheblichen Prozentsatz eine Druckprüfung dennoch nicht bestehen: Selbst PVC-Leitungen ohne Dichtringe können optisch durchaus intakt aussehen. Wenn ernst zu nehmende Anhaltspunkte bestehen, dass der optische Eindruck täuscht (z.B. das Alter der Leitungen oder das Wissen um bekannte systembedingte Materialmängel, etwa der Einbau von Teerstrickdichtungen in Tonleitungen bestimmten Alters), ist der Ingenieur gut beraten, eine optische Untersuchung anzweifeln. Sonst besteht das Risiko, dass aufgrund einer TV-Inspektion Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden, die sich als unzureichend und somit als Fehlinvestition erweisen.

Bei Neubau, Garantiearbeiten oder Sanierung einer Leitung empfiehlt sich für die Abnahme sowohl optische Inspektion als auch eine Dichtheitsprüfung zu kombinieren.

Ein Risiko liegt für den Grundstücksbesitzer darin, dass häufig Teile des Grundleitungsnetzes nicht mit einer Kamera erreichbar sind. In diesem Falle ist (als einzige Möglichkeit einer kompletten Prüfung) stets eine Wasserdichtheitsprüfung durchzuführen - und zwar für das gesamte Netz einschließlich der unter Umständen bereits per Kamera inspizierten Bereiche; eine separate Druckprüfung nur der optisch nicht inspizierbaren Bereiche scheitert daran, dass diese natürlich für die Druckprüftechnik genauso unzugänglich sind wie für die TV-Kamera.  Bei Grundstücken in einer Gewässerschutzzone kann eine periodische Dichtheitsprüfung verlangt werden.

Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass für die Durchführung optischer Untersuchungen überhaupt nur abbiegefähige Kamerasysteme eingesetzt werden können. Denn herkömmliche Schiebekameras führen praktisch immer zu "Prüflücken", die in einem zweiten Arbeitsgang durch eine zusätzliche Dichtheitsprüfung geschlossen werden müssen.

 

Kanalnebelung

Nicht selten sind Dachentwässerungen und Oberflächenabläufe auf dem Grundstück unzulässigerweise an die Schmutzwasserkanalisation angeschlossen. Sie zu identifizieren, gehört zu den vorrangigen Aufgaben bei der Fremdwasserbeseitigung im öffentlichen Kanalnetz. Fehlanschlüsse lassen sich schnell und wirksam durch den Einsatz eines Signalnebels herausfinden. Dazu sperrt man den öffentlichen Kanal im Bereich des Grundstück kurzfristig beidseitig ab und füllt ihn mit mit einem geruchlosen, umwelt- und gesundheitsverträglichen Signalnebel. Nach wenige Minuten tritt dieser gut sichtbar aus allen Dachentwässerungen und Abläufen auf dem Grundstück aus, die an die Schmutzwasserkanalisation angeschlossen sind. Die so ermittelten Fehlanschlüsse werden in einem Protokoll mit Fotodokumentation erfasst.

 


Austritt von Signalnebel aus einer
falsch angeschlossenen
Dachentwässerung auf
dem Grundstück.

   


 



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